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A/O

Chemotagebuch – Tag 178 – 16.11.2016

Entlassungstag.

Leider hat sich mein Zustand wieder etwas verschlechtert, was will mir mein Schicksal wohl damit sagen?

„Ha! Zu früh gefreut!“

Ich weiß es nicht. Tatsache ist jedoch, dass die Ärzte hier mit ihrem Latein erst einmal am Ende sind.

Ich habe jetzt einen Punkt erreicht an dem die weitere Maßnahme jeweils einzig darin besteht die Schmerzmitteldosis zu erhöhen. Gegen die Übelkeit kann man im Grunde auch nichts weiter machen, Magenschoner bekomme ich schon, Tabletten gegen Übelkeit helfen nicht.

Kraft- und konditionstechnisch sieht es sehr gut aus, da habe ich keinerlei Bedenken.

Was mach ich nun mit den Schmerzen? Wie soll es damit weiter gehen?

Eine befriedigende Lösung ist das auf Dauer mit der Schmerzpumpe sicher nicht, zumal man ja das Morphin auch nicht unbegrenzt erhöhen kann.

Ab jetzt kommt es vollkommen auf mich an. Die Ärzteschaft hat an dieser Stelle keine konkreten Pläne. Man gibt sich damit zufrieden die Schmerzen möglichst so zu reduzieren, dass ich beschwerdefrei bin.

Weiterhin bekomme ich nach wie vor Blutverdünner um die schlechte Durchblutung im Darm etwas  zu verbessern. Dazu gibt es wie gesagt 2x täglich den Magenschutz und 2x täglich gibt es noch ein weiteres Schmerzmedikament was sich hauptsächlich um Nervenschmerzen kümmern soll.

Ach ja… Fast vergessen… 3x täglich Novalgin gibt es auch noch.

Wohlgemerkt handelt es sich bei der eben aufgezählten Medikation ausschließlich um Medikamente die ich auf Grund der Nebenwirkungen der Chemo nehmen muss, das möchte ich an der Stelle mal ganz klar festhalten!

Um nicht weiter abzunehmen bekomme ich zu Hause dann auch weiterhin die Flüssigernährung über die Vene, auch diese Maßnahme ist weitestgehend der Tatsache geschuldet, dass ich durch die Nebenwirkungen der Chemo keine oder kaum Nahrung bei mir behalte.

Die Chemo selbst werde ich nun jedoch erstmal pausieren, ich glaube dass mein Körper jetzt gut eine Erholungsphase vertragen kann. Frühestens im Januar wird es dann mit der „Senfgas-Therapie“ weiter gehen. Jedenfalls nach heutigem Stand der Dinge.

Ende November wird es noch einmal Kontrolluntersuchungen geben (Magen-, Darmspiegelung) um zu sehen wie sich das 12-Fingerdarm-Geschwür und die Entzündung entwickelt hat.

Anfang Januar wird man per CT noch einmal  nachsehen was der Tumor in der Zwischenzeit so getrieben hat.

Ist er wieder gewachsen? Ist er auch ohne Chemo weiter geschrumpft? Hat sich vielleicht gar nichts getan? Von dem Ergebnis hängt natürlich auch ab, wie es mit der Chemotherapie weiter geht.

Alles in allem irgendwie keine wirklich zufriedenstellende Situation, rein äußerlich betrachtet.

Ganz so düster sehe ich es allerdings nicht.

Erst einmal freue ich mich riesig endlich wieder bei meiner Familie zu sein. Die 3,5 Wochen hier ohne Familie waren schon echt hart, aus dieser Perspektive betrachtet.

Ich habe in den vergangenen 3,5 Wochen mich gut entwickelt und ich fühle mich gut gewappnet.

Ich habe allerdings auch ganz klar erkannt, dass es nun auf mich ankommt. Ich bin nun dafür verantwortlich wie es weiter geht. Auf die Schulmediziner kann ich mich dabei nicht verlassen…

Es ist nun meine „Pflicht“ in die Selbstverantwortung zu gehen und mich persönlich um meine „Heilung“ zu kümmern.

Das mag sich für Dich jetzt erstmal ein bisschen konfus und geheimnisvoll anhören, allerdings habe ich einen Plan und ganz klare Ziele vor Augen.

Ich bin in der Kraft! Und aus dieser Position heraus wird sich alles weitere ergeben…

Chemotagebuch Tag 175 – 13.11.2016

In den letzten Tagen sind die Schmerzen wieder schlimmer. Relativ gesehen jedenfalls.

Es kam jetzt schon mehrfach vor, dass das eingestellte Schmerzmittel nicht reicht. Ich frage mich etwas besorgt ob das das einzige Stellrad ist an dem wir drehen können.

Ich meine irgendwie… Es kommt mir so ein bisschen vor wie ein Fass ohne Boden.

Die Schmerzen nehmen also zu, das Essen bleibt auch wieder öfter nicht da wo ich es gern hätte sondern sucht sich seinen Weg entgegen der Schwerkraft aus meinem Körper.

Immerhin bleibt so viel „haften“ dass ich mich jetzt wieder bei 56 kg eingependelt habe.
Zumindestens diesbezüglich bleibt es also bei der positiven Entwicklung der letzten Tage und Wochen.
Dies spüre ich auch körperlich. Konditionell und kräftetechnisch geht es mir nach wie vor von Tag zu Tag besser.

Auch psychisch stabilisiere ich mich tendenziell, was ebenfalls eine sehr schöne Entwicklung ist und mir Mut macht.
Was mir ebenfalls zusätzlich Kraft gibt ist dieser Blog den ich gerade so ein bisschen als Spielwiese für mich entdecke und nun so nach und nach ausbaue.

Ich möchte wirklich gern die Reichweite meiner Zeilen erhöhen.
Gut, im Moment ist das noch nicht sooooooo attraktiv für „die Welt da Draußen“ weil….
Öhm, Moment mal… Warum eigentlich nicht?
Ich meine, neben meinem Tagebuch gibt es ja doch schon den ein oder interessanten Beitrag zu lesen hier.

Allerdings bin ich derzeit auch noch im Blindflug unterwegs, ich erhalte so gut wie gar kein Feedback zu dem was ich so veröffentliche. Weder zum Inhalt, noch zum Schreibstil, noch zum Design des Blogs noch zu sonst irgendwas…
Das macht es mir etwas schwierig.

Daher der Aufruf an meine bisherigen Leser:

  1. Abonniere meinen Blog (E-Mail oben rechts eintragen)
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Was findest Du bereits jetzt prima?

Feuer frei:

Das geschriebene Wort hat Macht

Chemotagebuch – Tag 174 – 12.11.2016

Meine Euphorie der letzten Tage wird gerade etwas überschattet von vermehrten Blutungen die mich nach dem Stuhlgang plagen. Keine Sorge, ich werde nicht tiefer ins Detail gehen.

Auf jeden Fall eine sehr unangenehme Sache das. Ich spüre, wie bereits so eine kleine „Ungereimtheit“ die Macht hat mich zurück zu werfen.

Lass es mich präziser ausdrücken. Denn ich selbst gebe „dieser Sache“ ja erst diese Macht indem ich überhaupt „eine Sache“ daraus mache.

Nun, diese Erkenntnis bringt jetzt erstmal so viel nicht, denn ändern kann ich es jetzt so ad hoc eben auch nicht. Es ist dennoch wichtig sich das bewusst zu machen.

Durch die Bewusstmachung aktiviere ich eine Ent-Wicklung und ich werde früher oder später die Früchte meiner Anstrengungen ernten können.

Bis dahin sollte ich mich nicht verrückt machen lassen. Leicht daher gesagt, ich behalte es mal im Hinterkopf.

Generell hat sich mein Zustand jedenfalls so gut stabilisiert und verbessert, dass wir darüber nachdenken ob ich nicht kommenden Mittwoch wieder nach Hause fahre.

Von der Kraft und Ausdauer habe ich gut zugelegt. Ob die Kräfte reichen meine Frau wieder etwas zu entlasten und ein aktiver Bestandteil und aktives Mitglied der Familie zu sein wird sich zeigen.

Hierzu werde ich am kommenden Dienstag ein „Experiment“ starten. Und zwar habe ich einen Termin bei einer Psycho-Onkologin in Greven. Diesen Weg werde ich mit Hilfe der „Öffis“ alleine antreten und mal schauen wie weit ich mit meinen Kräften komme. Je nach dem wie es ausgeht werde ich dann entscheiden ob ich schon bereit bin.

Die andere Seite der Medaille ist mein Nervenkostüm. Das ist soweit noch nicht gewaschen und gebügelt. Ich habe es jetzt zumindestens geschafft es aus dem Schrank zu holen und die groben Flecken mit etwas Fleckensalz vorzubehandeln.

Nun geht es daran, per Handwäsche im Schongang, nach und nach mich jedem einzelnen Fleck zuzuwenden und ihn ganz vorsichtig auszuwaschen.

Ich gebe zu, die Analogie hinkt etwas, andererseits gefällt sie mir ganz gut, weil unsere Psyche etwas ist, was nicht unmittelbar zu uns gehört. Die Psyche ist eben wie ein Kleidungsstück was wir uns anlegen. Zugegebener Maßen ein sehr enges Kleidungsstück, so eng ansitzend und maßgeschneidert, dass die allermeisten von uns es niemals nicht ablegen zu Lebzeiten (ja, so eng anliegend, dass es sogar Erdenbürger gibt, die noch nie bemerkt haben dass es sich nur um eine „2. Haut“ handelt)

Doch im Grunde handelt es sich bei der Psyche um nichts weiter als eine „Maske“, etwas aufgesetztes. Etwas das uns durch unser Umfeld, die Erziehung, generell die „Äußeren Einflüsse“ gegeben wird.

Dass das so ist, lässt sich sehr schön auch sprachlich erkennen wenn wir uns das Wort „Persönlichkeit“ mal genauer anschauen. Unsere Persönlichkeit (unsere Individualität wenn Du so möchtest) ist ja ein sehr großer Teil unserer Psyche, der Teil den wir nach Außen hin präsentieren (andere Aspekte der Psyche treten nie ans Tageslicht und bleiben immer „in uns“ verborgen).

Das Wort Persönlichkeit hat seinen Wortursprung sehr wahrscheinlich im lateinischen „persona“ was so viel wie „Maske“ bedeutet. Es ist eben diese Maske, die wir in der Öffentlichkeit aufsetzen. Genau genommen sind es sogar mehrere Masken die jeder Einzelne von uns nutzt. Und nicht nur das, im Regelfall wechseln wir die Maske in Sekundenbruchteilen.

Je nach dem was von uns erwartet wird (oder was wir meinen was von uns erwartet wird) setzen wir diese oder jene Maske auf.

Mal bin ich der freundliche Patrick, mal der patzige Patrick, sehr oft bin ich der diskrete Patrick. Bei Bedarf kann ich auch der schroffe Patrick sein. Ach, es gibt noch tausende mehr Masken die ich täglich benutze, je nach Anforderung.

Leider habe ich in den letzten Tagen, Wochen und Monaten sehr sehr oft die Arschloch-Maske auf.

Diese unschönen Seiten sind die oben benannten Flecken auf meinem Nervenkostüm.

Zuersteinmal hat es ziemlich lange gedauert diese Flecken überhaupt wahrzunehmen und sie zu akzeptieren. Sie als das anzuerkennen was sie sind.

Sehr lange Zeit habe ich einfach so getan, als würde es diese „dunklen Seiten“ an mir gar nicht geben. So wie es die meisten von uns tun, verleugne ich bestimmte Teilaspekte meiner Psyche.

Ich will jetzt hier gar nicht so tief in das Thema einsteigen denn meine Frau hat mir da einen sehr wertvollen Impuls gegeben dem ich auch weiterhin folge.

Das Risiko besteht nämlich, wenn man sich zu sehr intellektuell mit seinen „dunklen Flecken“ (Seelenschatten) beschäftigt, man sich in sinnlosen Erklärungsversuchen verstrickt und unter’m Strich jedoch stehen bleibt in der eigenen Entwicklung.

Es geht also erstmal darum die Flecken auf seinem Nervenkostüm zu entdecken und sich von der Illusion zu lösen dass es sich um ein besonders ausgefallenes Muster handelt. 🙂

So ist es nicht, es handelt sich um Flecken!!!

Das ist allerdings überhaupt nicht wild, denn nun kann man sich daran machen, diese Flecken zu behandeln. Sich um sie zu kümmern. Ihnen Raum und Zeit zu geben. Sich diesen Flecken voll bewusst zuzuwenden und sie zu integrieren.

Dabei ist es völlig unerheblich wo die Flecken herkommen. Es ist völlig unerheblich wer „Schuld“ hat.

Es geht nicht um die Schuldfrage. In dieser Frage war ich lange Zeit verheddert. Meine Frau hat mich wie gesagt hier sehr gut unterstützt und mich aus der Verhedderung rausgetreten 😀

Und während ich also an meinen „Flecken“ herumschrubbe und versuche meine Weste rein zu waschen, fällt mir nach und nach auf, dass es doch nicht so ist wie es zu sein scheint.

Klar, ich habe viele Aspekte bisher schon identifizieren können, die nicht „zu mir“ gehören.

Aspekte die ich mir unbewusst angeeignet habe und sie seit Jahrzehnten mit mir herumschleppe ohne sie je in Frage gestellt zu haben.

Von einigen dieser „künstlichen“ Glaubenssätzen konnte ich mich schon erfolgreich lösen, bei anderen wieder bin ich gerade noch dabei. Und dann gibt es da aber noch eine Sparte, das ist die schwierigste und an der knabbere ich gerade…

Das sind nämlich die vermeintlich hartnäckigsten Flecken. Flecken an denen ich schon seit einiger Zeit herumdoktore. „Flecken“ bei denen sich möglicherweise gerade in diesen Tagen heraus stellt, dass es sich evtl. doch um ein sehr elegantes Muster handelt.

Vielleicht ist das auch der Grund, weswegen ich seit Jahr und Tag vergeblich versuche diese Flecken auszuwaschen.

Der Hass, der Zorn, die Unangepasstheit,… Vergeblich versucht auszuwaschen.

„Ne, will ich nicht haben! Gefällt mir nicht“

Nunja, sich selbst zu verleugnen kann nicht zur Heilwerdung führen. Keine Wunder dass ich mich ohnmächtig fühle. Kein Wunder dass ich wie Don Quijote mich fühle, im Kampf gegen die Windmühlen.

Der Weg führt hier nicht über den Kampf, sondern über die Akzeptanz. Über die Integration. Ja im Endstadium führt der Weg zur Heilwerdung über die bedingungslose Annahme und somit Transformation all seiner Facetten, die vermeintlichen Flecken mit eingeschlossen…

Jetzt bin ich ganz schön abgetriftet und vermutlich ist das auch etwas wirr zusammen geschrieben.

Das macht aber nichts.

Heute scheint es ein sonniger Tag zu werden, vielleicht eine der letzten Möglichkeiten noch ein paar Pigmente zu erhaschen.

Ich lasse mich überraschen was der Tag noch so bringt. Derweil lasse ich die Flecken mal Flecken sein.

Chemotagebuch – Tag 172 – 10.11.2016

Es tut sich was. Ich bin voller Aktionismus 😀

Ich habe jetzt ein Inhaltsverzeichnis für das Tagebuch eingefügt. Du findest es oben in der Menüleiste und unter folgendem Link:

http://wimabe.net/chemotagebuch/

Außerdem habe ich eine einfach Möglichkeit hinzugefügt wie Du immer auf dem Laufenden bleiben kannst und keinen Beitrag mehr verpasst.

Das ist vor allem insofern interessant, da ich in Zukunft auch über verschiedene Themen Beiträge schreiben möchte.

Falls Dir bisher gefallen hat was Du gelesen hast, kannst Du gern Deine E-Mail-Adresse hier rechts eintragen und so immer auf dem Laufenden bleiben.

Gern darfst Du auch Freunden, Bekannten und Verwandten von meinem Blog berichten.

Es ist für mich an der Zeit ein größeres Publikum anzusprechen, irgendwie habe ich da Bock drauf.

Ich möchte auch gern in den Austausch kommen. Mit Dir!

Also scheu Dich nicht mich zu kontaktieren oder meine Beiträge zu kommentieren.

An meinem 18. Tag in der Raphaelsklinik geht es mir schon um einiges besser, wie Du ja auch anhand meiner Texte vielleicht schon festgestellt hast 🙂

Derzeitiger Zwischenstand der therapeutischen Maßnahmen:

Man hat sich auf Grund der starken Schmerzen entschieden meine Teilnahme an der Studie zu beenden.

Kurzer Reminder hierzu:

Ich nehme an einer Studie teil, bei der neben dem Standard-Chemopräparat ein zusätzlicher Antikörper gegeben wird. Dieses künstlich erzeugte Eiweiß wird bei anderen Krebsarten bereits erfolgreich eingesetzt, nun möchte man herausfinden ob auch die „Heilungschancen“ (in Gänsefüßchen deswegen, weil es in der Schulmedizin nicht um Heilung geht) für Darmkrebs  mit Gabe des Medikaments verbessert werden können.

Da man nicht riskieren will, dass mein Darm vollends aussteigt und derzeit unklar ist wo die Entzündung herkommt, geht man auf Nummer sicher und beendet das „Experiment“.

Das bedeutet, dass ich als „Erhaltungstherapie“ eine ganz gewöhnliche Chemo erhalten werde.

Um der Entzündung Herr zu werden gibt man mir jetzt zusätzlich über 3-4 Tage Kortison.

Außerdem hat meine Schmerztherapeutin gestern ein anderes Medikament getestet. Es handelt sich dabei um ein Psychopharmaka, Ziel der Übung war es den Schmerz in der Nacht zu verbessern und mir ein angenehmeren Schlaf zu ermöglichen.

Irgendwie habe ich keine Veränderung festgestellt, weswegen ich die Pille auch nicht weiter nehmen werde. Zumal es sich um ein Medikament handelt was auch sehr schnell abhängig macht.

Weiterhin bekomme ich den Blutverdünner, ebenfalls um die Entzündung weiter abzumildern.

Alles in allem bin ich gerade sehr motiviert und voller Tatendrang.

Ich möchte unbedingt mehr aus meinem Blog machen, mehr Menschen erreichen, mit mehr Menschen in Kommunikation kommen.

Großes Stichwort diesbezüglich „Berufung“. Was ist meine Berufung? Was habe ich der Menschheit zu geben? Was sind meine Stärken, was kann ich besser als jeder andere?

Ich glaube das ist ein ganz wichtiges Thema gerade für mich, auch was meine weitere Genesung angeht.

Wenn Du meinen Beiträgen also bisher mit Interesse gefolgt bist, empfiehlt es sich definitiv ab sofort meinen Blog zu abonnieren um in Zukunft nichts zu verpassen…

Trag dazu einfach Deine E-Mail-Adresse oben rechts ein.

Chemotagebuch – Tag 170 – 08.11.2016

Was ist es was uns antreibt? Was ist es was mich antreibt?

Was mich motiviert morgens aufzustehen. Sind es die Aussichten auf neue Erfahrungen? Oder die Aussichten auf bekannte und angenehme Erfahrungen? Nichts von alledem?

Was motiviert mich jeden Tag. Was motiviert mich jetzt gerade zum Beispiel diesen Text zu schreiben?

Nun, um ehrlich zu sein folge ich einem Impuls. Nur ein Gedanke „komm, schreib ein paar Zeilen“.

Ein einziger Gedanke kann also genügen um mich zum Handeln zu bewegen.

Allerdings kann die Motivation auch genauso schnell wieder verschwinden und alles Tun verblasst zur völligen Sinnlosigkeit.

Es ist schon so eine Sache mit der Motivation. Schlussendlich eine der Kernaspekte eines glücklichen und zufriedenen Lebens. Denn fehlt mir die Motivation für irgendwas, kommt die „Maschinerie“ Mensch schnell zum Stillstand. Fehlende Motivation kann sehr schnell in die Stagnation führen. Stillstand eben. Sinnlosigkeit.

Doch was ist das nun genau? Wozu brauche ich überhaupt Motivation? Ich meine, prinzipiell kann man Dinge auch erledigen wenn man keinen Antrieb dazu hat und wenn man unmotiviert ist. Klar, es fällt einem alles auch viel schwerer dann, aber prinzipiell kann man viele Dinge auch völlig unmotiviert tun. Und man tut sie ja trotzdem.

Motivation dient also in erster Linie gar nicht dazu überhaupt etwas zu tun oder mit einer Sache zu beginnen, denn das können wir auch ohne Motivation.

Motivation ist im Grunde nur unsere mehr oder weniger plausible Begründung WARUM wir etwas tun. Wenn die Motivation fehlt, ist der Sinn also (noch) nicht entdeckt.

Doch wozu brauchen wir überhaupt diesen vermaledeiten Sinn?!? Warum in GOTTes Namen sind wir auf der Suche nach dem Sinn. Warum sind wir auf der Suche nach dem WARUM?!? 😀

Diese Neu-Gier ist es, die uns in seit jüngsten Jahren antreibt. Uns die Welt erforschen lässt. Diese Gier nach Neuem. Neue Erlebnisse, neue Erfahrungen, neue Bekanntschaften, neue Ideen,… alles neu. Aber warum das alles? Was steckt wirklich dahinter, hinter dieser Gier.

Dieser Text mag für Dich, lieber Leser, eventuell etwas konfus wirken. So wie eventuell schon einige Texte vorher. Darauf kann ich jedoch leider keine Rücksicht nehmen. Das nur mal so nebenbei (mehr oder weniger auch nur als „Memo“ an mich selbst!).

Ich möchte nochmal auf den Impuls zurück kommen, der mich „motiviert“ hat diesen Text hier nun zu verfassen. Da war also einfach nur der Gedanke und ein subtiles Gefühl „los, beende Civilization und fang an zu schreiben“

Mehr ist es gar nicht. Ich hatte kein all zu spezielles Thema, einfach nur den Impuls „los schreib“.

In dem Fall ist das die Motivation, aber ist damit auch der Sinn geklärt? Offenbar hängen „Motivation“ und „Sinn“ nicht immer unmittelbar zusammen.

Das bedeutet ich kann mich auch motivieren wenn ich keinen unmittelbaren Sinn darin erkenne, indem ich auf bestimmte Impulse höre und mich von ihnen leiten lasse. Das ist natürlich eine gefährliche Gradwanderung, weil ich ja nicht weiß wo mich das hinführt. Andererseits liegt darin vielleicht auch gerade der Reiz und der Antrieb. (die Entdeckung des Unbekannten, ein neues Abenteuer)

Wie ein Aufbruch in ein unbekanntes Land. Einfach einen Schritt vor den anderen setzen, ohne konkretes Ziel.

Das ist ja damit gemeint „Der Weg ist das Ziel“.

Doch was nützen mir nun all diese Erkenntnisse ganz konkret?

Nun im Hinblick auf meine momentane Situation kristallisiert sich gerade die Quintessenz heraus.

„Höre mehr auf Deine Impulse“

Statt immer allem einen (tieferen) Sinn zu geben kann man(n) auch einfach mal mehr denn je auf seine innere Stimme hören (aber auf welchen von den ganzen Stimmen, welche ist „die Richtige“?!?). Ohne speziellen Grund. Einfach nur mal so.

Wie ein kleines Kind was völlig gedankenverloren auf einer Wieso umhertollt, ganz ohne „Sinn und Verstand“. Einfach nur tanzt, singt, lacht, springt und rennt wie es ihm gefällt.

Völlig ohne Absicht.

Ich glaube das mit dem Sinn wurde uns irgendwie antrainiert. Denn an eben jenem kleinen, singenden, tanzenden, hüpfenden Kind erkennen wir ganz leicht, dass diese „Sinnfrage“ nicht naturgegeben ist.

Die „Neu-gier“ schon, dieser Impuls ist uns eigen. Doch die Frage nach dem Sinn… Möglicherweise wurde diese Frage künstlich hinzugefügt. Falls diese Vermutung stimmt kann man sich nun über das „Warum“ unterhalten. Dabei beißt sich die Katze jedoch in den Schwanz, denn wir fragen ja wieder nach dem Sinn… Tückisch, nicht wahr?!?

Die Quintessenz ist also „Scheiß auf den Sinn!“

Es geht nicht um den Sinn an sich. Der „Sinn“ befriedigt nur einen Teil und das ist „der Denker“ in uns. Das Plappermaul was den ganzen Tag alles kommentiert. Die Stimmen in unserem Kopf 🙂

Jeder kennt sie. Jeder liebt sie. Jeder hasst sie.

Dass es diese Stimmen gibt ist weiter kein Problem. Problematisch wird es dann, wenn wir uns mit diesen Stimmen identifizieren. Wenn wir also beginnen zu glauben wir SIND diese Stimmen.

In Wirklich(t)keit ist das jedoch eine Illusion, und zwar die grundlegendste von allen.

Ich habe mir jedenfalls schon lange angewöhnt diese Stimmen generell nur noch als Impulse wahrzunehmen. Impulse denen ich nachgeben kann, jedoch nicht nachgeben muss.

Da gibt es verschiedene Gedanken (wie eben jener JETZT diesen Text zu schreiben). Dieser Gedanke/Impuls taucht auf und dann kann ich mich entscheiden ob ich dem nachgehe/nachgebe oder ob ich diesen Gedankenimpuls ignoriere.

Dies kann ich bewusst entscheiden und zwar im Grunde bei JEDEM einzelnen Gedanken der so den lieben langen Tag mir durchs Hirn flattert.

Dabei ist es völlig unerheblich wo genau die Gedanken herkommen. Da gibt es ja die verschiedensten Theorien dazu.

Ich selbst glaube, dass Gedanken „um uns herum“ einfach da sind. Es handelt sich dabei um Energien. Um Schwingungen. Ähnlich Radiowellen oder einem WLAN-Signal.

Diese Schwingungen sind einfach da, überall. Es ist dabei von vielen Faktoren abhängig wieviele und vor allem welcher Art dieser Energien den Raum erfüllen.

So gibt es beispielsweise Orte an denen hauptsächlich positive Energien (Gedanken) vorherrschen (eine lustige Party, ein schönes Konzert, ein Tempel, ein Wald,.)… Und ebenso gibt es Orte mit überwiegend dunklen Gedanken (Gefängnis, Kriegsgebiet, Krankenhaus, Beerdigung,…).

Kurz gefasst: es gibt unzählige Parameter und Faktoren die die Beschaffenheit der jeweils vorherrschenden Gedanken beeinflussen.

Wichtig zu erkennen ist es, dass diese Gedanken nicht von „uns“ ausgehen sondern uns gewissermaßen umgeben (genauer gesagt umgeben uns Energien die in unserem Gehirn zu Gedanken umgewandelt werden, besser gesagt werden diese „Energien“ als Gedanken interpretiert, je nach Schwingungsfrequenz interpretieren unsere Wahrnehmungsorgane ja die verschiedensten Aspekte unserer Umgebung, Licht und Farben haben eine bestimmte Schwingung und können nur von den Augen erfasst werden und das wird als „sehen“ verarbeitet, Geräusche und Töne schwingen in einem anderen Frequenzbereich und können deswegen von den Augen nicht mehr erfasst werden, die Ohren übernehmen hier den Job der Schwingungsaufnahme und das nennen wir dann „hören“, und so ist es mit dem „Denken“ eben auch, das Wahrnehmungsorgan für Gedanken ist das Gehirn).

Das erklärt einiges, nicht wahr? 🙂

Diese Energien strömen also auf uns ein, auf unser Gehirn und unser Herz besser gesagt. Beide Organe haben verschiedene Sensoren und Antennen um diese Signale aufzunehmen und auszuwerten. Ich will jetzt hier nicht all zu weit ausholen (zu dem Thema gibt es och ein paar Takte mehr zu sagen).

Kernaussage ist an dieser Stelle: Gedanken sind im Ursprung Energien die uns umgeben. Diese Energien werden in Gedanken umgewandelt. Diese Gedanken nehmen wir dann wahr, mehr oder weniger. Denn oft „denkt es uns“ auch völlig unbewusst. Es denkt ja den ganzen Tag in uns. Den ganzen Tag haben wir Gedanken im Kopf, das lässt sich gar nicht verhindern.

Denn eine Aufgabe unseres Gehirnes ist es nunmal, diese Energien in Gedanken umzuwandeln.

Wichtig ist einfach nur, dass man sich mal klar macht, dass diese Gedanken nicht „aus uns heraus“ kommen, sondern uns umgeben.

Wenn Du mir nicht glaubst probier folgendes aus:

Suche Dir in Deiner Umgebung einen beliebigen Gegenstand. Und nun „hefte“ an diesen Gegenstand einen beliebigen Gedanken.

Ein Beispiel: nimm die Fernbedienung von Deinem TV-Gerät beispielsweise und nun heftest Du den Gedanken an „Fernseher ausschalten“. Wie heftet man einen Gedanken an? Sei kreativ. Ich stelle mir dabei vor, wie ich den Gedanken quasi aus meinem Kopf rausziehe mit 2 Fingern und ihn dann zu der Fernbedienung hinbewege und da anhefte, das stelle ich mir richtig bildlich vor.

Wenn Du das hinbekommst hast Du nun einen Gedanken an einen Ort/Gegenstand angeheftet. Und nun wird jedes Mal wenn Du in der Nähe bist dieser Gedanke in Deinem Gedankenstrom auftauchen. Ob Du willst oder nicht… Je nach dem wie aufmerksam Du bist wird das mit der Zeit nachlassen. Aber nicht weil der Gedanke von diesem Ort verschwindet, sondern weil er von anderen Gedanken überlagert wird die vielleicht mehr Deiner Aufmerksamkeit und mehr Deines Bewusstseins beanspruchen.

Diese Technik funktioniert 100%ig (wenn man sie ernsthaft anwendet) und zeigt auf wie viel Macht wir in Wirklichkeit haben.

Ich muss zugeben, ich kenne viele dieser (mehr oder weniger nützlichen) Techniken. Doch ich wende (noch) viel zu wenig von ihnen in meinem täglichen Leben an. Irgendwie bin ich also noch nicht so weit…

Doch ich glaube da geht die Reise hin bei mir. Das ist mein Weg. Weg vom „kalten“ (analytischen) Sinn, hin zum „warmen“ (liebevollen) Impuls.

Vom Rationalisten zum Magier. Denn um nichts anderes handelt es sich bei derartigen Techniken. Es handelt sich um Magie.

Lasst uns unsere Leben wieder etwas mehr verzaubern, lass auch Du wieder mehr Magie in Dein Leben. Und schau was passiert 🙂

Chemotagebuch – Tag 168 – 06.11.2016

Der 14. Tag in der Raphaelsklinik und ich muss sagen ich komme immer mehr zu Kräften.

So hart es also für mich und die Familie ist, dass wir uns nicht sehen, so dringend notwendig war scheinbar die Ruhe und intensive Betreuung die mir hier zuteil wird.

Und an dieser Stelle möchte ich es auch nicht verpassen, die Raphaelsklinik in den höchsten Tönen zu loben.

Ich habe ja nun schon viel erlebt, habe durch meine Erkrankung einiges an Krankenhauserfahrungen sammeln können und ich muss echt sagen, dass ich mich noch nie so gut rundum betreut gefühlt habe wie hier in Münster.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind allesamt motiviert und freundlich. Nehmen sich Zeit und kümmern sich. Angefangen beim Arzt (egal welcher), über die Stationsschwestern, das Reinigungspersonal bis hin zum Pförtner.

Das habe ich so in der Form noch nicht erlebt.

Selbstverständlich passieren hier auch Fehler und die ein oder andere Sache ist etwas suboptimal gelaufen (die Aufnahme beispielsweise), das Gesamtbild passt allerdings.

Und es ist einfach mal enorm wichtig, dass man sich wohl fühlt. Und ich fühle mich tatsächlich wohl (soweit man sich in einem Krankenhaus wohl fühlen kann…).

Und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass es mir heute schon viel besser geht als vor 2 Wochen wo ich eingeliefert worden bin. Dafür bin ich dankbar.

Und ich schöpfe daraus neue Zuversicht, dass es nun endlich auch mal wieder bergauf geht.

Für die kommende Woche habe ich beim Physiotherapeuten schon angemeldet, dass ich mal in den Fitnessraum will, so motiviert bin ich mittlerweile. Und ich traue mir das auch von der Kraft/Ausdauer her zu, wenigstens ein paar Minuten mich etwas zu betätigen.

Ich habe ja extrem abgebaut, bin nur noch Haut und Knochen. Echt gruselig sich selbst so zu sehen.

So abgemagert dass ich beinahe jede Sehne und jeden Muskel in meinem Körper sehen kann…

Auch mental tut mir die Ruhe echt gut, ich habe sogar die Tage wieder ein bisschen gelesen (trotz leicht vernebelter Sinne, das Morphin drückt doch zuweilen ganz schön auf den Kürbis, das darf man nicht unterschätzen) und sogar ein paar Augenblicke „meditiert“.

Meditieren ist so ein großes (geflügeltes) Wort, dabei bedeutet es im Grunde nichts weiter als in die eigene Ruhe zu kommen. Dafür gibt es verschiedene Methoden und Techniken.

Ich habe ein wenig bedenken, dass wenn ich von meiner Technik hier berichte, dass ich dann wieder damit aufhöre es durchzuführen.

Das ist so ein Phänomen bei mir. Wenn ich irgendetwas mache und anderen dann (meist voller Stolz) davon berichte, höre ich kurze Zeit später meist wieder damit auf.

Ich habe keine Ahnung woran das liegt, aber es ist fast jedes Mal das Gleiche.

Und dennoch kann ich es einfach nicht lassen, darüber zu sprechen…

Irgendwann werde ich diesen Sachverhalt durchbrechen und einfach mein Ding durchziehen. Ganz egal wer an mich glaubt. Ich glaube an mich, das ist das einzige was wirklich zählt.

Chemotagebuch – Tag 166 – 04.11.2016

Tag 12 in der Raphaelsklinik und nun ist es also doch soweit, ich werde im wahrsten Sinne des Wortes mit Morphin vollgepumpt.

Achtung Wortwitz! 😮

Spaß beiseite. Ich wurde nun umgestellt, statt Morphinpflaster und Spritzen bei Bedarf hänge ich nun an einer Schmerzpumpe, oder die Schmerzpumpe hängt an mir, je nach Perspektive…

Ich bekomme das Morphin nun direkt über den Port in die Venen getröpfelt, gepumpt…

Das funktioniert soweit echt gut. Es wird eine permanente Menge über den Tag verteilt abgegeben und bei Bedarf kann ich selber noch eine extra Portion Schmerzfreiheit anfordern, per Knopfdruck.

Nebenwirkungen des Morphins sind allerdings auch vorhanden, klar. Wir reden hier ja nicht von Aspirin. Beispielsweise kribbeln die Finger- und Fußspitzen leicht. Ich bin müder als sonst, Auto fahren würde ich mir in meinem momentanen Zustand eher verkneifen.

Ansonsten geht es mir den Umständen entsprechen,… gut. Ja, ich würde tatsächlich sagen mir geht es soweit gut.

Durch die Schmerzpumpe Bin ich das erste mal seit langer Zeit über einen längeren Zeitraum beinahe völlig schmerzfrei.

Wenn ich jetzt noch 10-20 kg Gewicht zulege ist alles topp!

Das ist auch unsere Zielsetzung hier. Und ich muss meine Aussage von vor ein paar Tagen etwas korrigieren. Denn hier auf der Palliativstation wurde ich tatsächlich nach meinen Zielen gefragt, respektive was ich mir von dem Aufenthalt hier erhoffe. Das ist stark.

Zielsetzung ist Schmerzfreiheit und Gewichtszunahme. Und wir sind auf einem guten Weg.

Chemotagebuch – Tag 163 – 01.11.2016

Was ist hier eigentlich los?

Diese Frage stelle ich mir in letzter Zeit häufiger. In Verbindung mit den verschiedensten Zusammenhängen. Was sind das nur für Zeiten in denen wir leben?

Geprägt von Gewalt, Hass, Lügen, Intrigen, Leid und Krankheit. Was sind das nur für Zeiten?

Viele Menschen werden an den Rand ihrer körperlichen und/oder geistigen Grenzen geführt. Einige drehen einfach durch. Andere werden drogenabhängig. Wieder andere brechen einfach zusammen (Burn-out, Depressionen). Es mag noch unzählige weitere Möglichkeiten geben wie Menschen mit ihren Krisen umgehen. Tatsache ist jedenfalls, dass die Zusammenbrüche sich häufen. Krebs ist eines der offensichtlichsten Symptome des immer größer werdenden Stresses der uns alle überrollt.

Um so wichtiger, gerade in solchen Zeiten, ist es sich kleine „Oasen“ in seinem Leben zu erschaffen. Das kann alles mögliche sein. Ein Bild. Eine Idee. Ein bestimmter Tee. Ein Ritual. Eine Idee. Ein Ideal! Eben kleine Oasen, die einem immer wieder Kraft geben. Es liegt in unserer Verantwortung uns diese Oasen selber zu erschaffen.

Leider wurde den meisten von nicht beigebracht wie wir das machen sollen. Geschweige denn dass es überhaupt  möglich ist.

Die Möglichkeit Kraft aus sich selbst heraus zu schöpfen ist so unendlich wertvoll und genauso tabu scheint dieses Thema in der herkömmlichen Erziehung zu sein. Deswegen verwundert es nicht, dass hier entsprechende Erfahrungen und vor allem Bewusstheit fehlt.

Denn ich bin überzeugt, dass jeder Mensch diese Möglichkeit unbewusst bereits einsetzt. Im Grunde handelt es sich dabei um ein Lebensprinzip das alles und jeden durchdringt. Nur der Grad der Bewusstheit variiert eben sehr stark.

Ich befinde mich derzeit immer noch in der Raphaelsklinik, jetzt mittlerweile den 9. Tag.

Den Rest dieser Woche werde ich wohl auch noch hier verbringen, eventuell kann ich das Wochenende wieder gemeinsam mit meiner Familie verbringen.

Meine Familie bietet mir unzählige dieser kleinen Oasen aus denen ich meine Kraft schöpfe.

Was hat mir der Aufenthalt hier gebracht? Nunja, verschiedenes. Auf keinen Fall betrachte ich dies hier als vergeudete Zeit. Denn traurige Wahrheit ist leider, dass ich in meinem aktuellen Zustand zuhause ohnehin keine große Hilfe bin. Weder bei der Haushaltsführung noch bei der Kinderbetreuung bin ich derzeit eine Unterstützung

Insofern habe ich in den vergangenen Tagen die Ruhe auch mehr oder weniger ohne schlechtes Gewissen nutzen können. Ich habe wieder ein wenig an Gewicht zugelegt und bin wieder etwas zu Kräften gekommen. So zu Kräften, dass auch wieder regelmäßige Spaziergänge mit dem Hund möglich sein sollten. Und ich hoffe wieder mehr am Familienleben teilhaben zu können.

Dazu wurde meine Schmerztherapie etwas verändert, optimiert wenn man so möchte.

Vermutlich wurde das Schmerzmittel in Tablettenform nicht vernünftig resorbiert. Das wiederum hängt sehr wahrscheinlich mit der Entzündung zusammen die die Chemotherapie in meinem Darm verursacht hat. Das ist zwar durchaus so gewollt, da das so aktivierte Immunsystem dem Tumor auf die Pelle rücken soll. Allerdings macht das bei mir eben auch extrem starke Schmerzen…

Chemotagebuch – Tag 160 – 29.10.2016

Der Eintrag von gestern sollte so eigentlich nicht beendet werden. Doch es kommt natürlich hin und wieder vor, dass in einem Krankenhaus (ich würde es lieber Gesundheitshaus nennen, denn ich will ja gesund werden!) Untersuchungen gemacht werden.

Und so war es auch gestern. Es standen Darm- und Magenspiegelung an. Ergebnis bisher  offen.

Am Montag soll „mein Fall“ in der Tumorkonferenz besprochen werden.

Da stecken die Fachärzte aus den verschiedenen Resorts die Köpfe zusammen und beratschlagen wie es mit mir nun weiter gehen soll.

Allerdings fehlt bei diesem Meeting eine ganz wichtige Person, deswegen bin ich gespannt was dabei raus kommen soll.

Wer da fehlt? Ja, ich natürlich! Mich hat zu meiner eigenen Tumorkonferenz niemand eingeladen. Kurios, nicht wahr? Es bestätigt meine Erfahrung, dass die meisten Mediziner kein Interesse für die Meinung des Patienten haben.

Viel zu selten werde ich gefragt was ich denke. Was ich möchte. Was ich mir vorstelle…

Dafür ist zu wenig Raum, meiner Meinung nach.

Wobei ich auch mal ehrlich sagen muss, dass ich mich bisher hier ganz gut aufgehoben fühle.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind allesamt nett, freundlich, gut gelaunt, motiviert…

Das passt alles und ist heutzutage leider keine Selbstverständlichkeit mehr…

Ja ansonsten…

Ich hoffe mal, dass ich die Talsohle nun durchschritten habe. Bin jetzt bei 53kg angekommen, das sind immerhin mal 34 Kilo weniger als noch vor einem Jahr, vor OP Nummer 2 und 3.

Eventuell werde ich jetzt dann auch erstmal die Notleine ziehen und die Chemo pausieren.

Denn für mich steht fest, die derzeitigen starken Schmerzen kommen definitiv von den toxischen Medikamenten.

Nicht direkt zwar… Die Medikamente bewirken allerdings, dass sich extrem viele Gase in meinen Därmen bilden. Und durch diesen Druck werden wohl die Schmerzen ausgelöst.

Um meine Vermutung etwas genauer auszuführen: in Verbindung mit Nahrung (ob flüssig oder fest) bilden sich diese Gase. Denn wenn ich nichts zu mir nehme, habe ich auch keine Schmerzen…

Sollte ich mich also schonmal mit dem Gedanken anfreunden den Rest meines Lebens künstlich ernährt zu werden? Auf den Genuss eines guten Essens verzichten? Nun…. Wenn ich dafür schmerzfrei sein kann… Wer weiß…

Denn eines ist für mich sicher, dauerhaft Schmerzen machen mich mürbe. Es ist derart kräftezehrend… Da kann von guter Lebensqualität jedenfalls auch keine Rede sein.

Aber warten wir erstmal ab was die Expertenrunde am Montag eruiert.

Chemotagebuch – Tag 159 – 28.10.2016

Es ist mal wieder Zeit für einen Eintrag. Es ist ja auch schon wieder einige Zeit ins Land gegangen seit dem letzten Eintrag.

Und es passiert auch so einiges. Ich frage mich hin und wieder zwischendurch, was von dem was ich so erlebe und erfahre ich hier einfließen lassen soll…

Was ist wirklich relevant.

Nun, im Moment befinde ich mich jedenfalls (mal wieder) in einem Krankenhaus. Diesmal in der Raphaelsklinik hier in Münster.

Grund für meinen Aufenthalt hier sind die immer stärker werdenden Schmerzen. Das kann so nicht weiter gehen. Es kann ja nicht die Lösung sein, dass ich einfach immer weiter meine Schmerzmedikation erhöhe. Ich will wissen wo die Schmerzen her kommen.

Einige Untersuchungen sind nun schon gelaufen, jetzt gleich folgen weitere. Am Ende stehen hoffentlich neue Erkenntnisse. Auch hierüber werde ich entsprechend einen Eintrag verfassen.