Chemotagebuch – Tag 2 – 24.05.2016

Tag 2 – 24.05.2016

Nach knapp sieben Stunden hatte ich gestern den ersten Tag in der Praxis überstanden.

Diverse Flüssigkeiten liefen in mich hinein. Eine direkte Wirkung kann ich nicht feststellen.

Mir geht es soweit ganz gut, die üblichen Schmerzen im Bauchbereich. Das kenne ich schon. Irgendwie gewöhnt man sich auch dran.

Auch heute, einen Tag später,… keine Wirkung spürbar.

Wenn ich „Wirkung“ schreibe meine ich eigentlich „Nebenwirkung“ denn die sind es ja die einem bei einer Chemo zu schaffen machen.

Hört man so… Doch was soll ich sagen… bisher bin ich völlig nebenwirkungsfrei. Ich will es nicht beschreien.

Ein bisschen nervig ist die „Schmerzpumpe“ die ich für 46h mit mir herumtragen muss.

Ich denke immer an „Schmerzpumpe“, eigentlich ist es eine Medikamentenpumpe. Enthalten ist ein Senfgasderivat, sprich ein „Chemo-Mittelchen“.

Naja, so eine Pumpe kann man wenigstens mit nach Hause nehmen. Die Alternative ist ein 3-tägiger Aufenthalt in der Klinik, und das alle 2 Wochen.

Okay, ich nehme die Pumpe…

Außerdem habe ich mir vorgenommen jeden Tag ein paar Zeilen zu schreiben. Auch wenn es natürlich Tage geben wird wo man wenig Zeit hat. Oder wenig Lust. Oder Beides.

Ich möchte auch diese Tage dokumentieren. Auch auf die Gefahr hin, dass das Lesen der Texte …

Ach scheiß drauf… Ich denk schon wieder zu viel nach über „was andere über mich denken“

FUCK OFF! 🙂

Festzuhalten ist jedenfalls: mir geht es sehr gut, ich vertrage das Gift sehr gut, zumindestens die ersten Stunden.

Das ist es was ich festhalten will. Möglicherweise werden meine Ergüsse auch nochmal gehaltvoller.

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Wir haben verlernt Ich habe verlernt das Leben leidenschaftlich zu leben. Den Moment zu feiern.

Seit der Diagnose, dass der Tumor gewachsen ist, lerne ich das wieder mehr und mehr.

Ich lerne den Moment kennen. Versuche ihm etwas abzugewinnen.

Das klingt anstrengend. Jedoch ist mir eine Last von den Schultern genommen worden.

Wenn ich etwas tue, tue ich es aufmerksam? Bin ich voll dabei? Konzentriert? Achtsam?

Nehme ich jeden Moment als Geschenk an? Mache das Beste daraus?

Die ersten Nebenwirkung war ein kribbeln in den Fingerspitzen bei Kälte. Das wurde angekündigt.

Kalte Getränke schmerzen etwas beim schlucken im Rachenraum.

Ansonsten geht es mir gut, keine außergewöhnlichen Beschwerden festellbar.

Tendenziell fühle ich mich eher etwas aufgekratzt, unruhig, hibbelig.

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