Chemotagebuch – Tag 21 – 12.06.2016

Die letzten Tage waren wirklich sehr schlecht. Lustlosigkeit, Mattigkeit, konzentrationsschwach… von starken Beschwerden und Schmerzen begleitet.

So eine Phase reicht völlig um neue Ängste zu schüren. Werden die Schmerzen zu stark muss ich auf jeden Fall in die Klinik. Wieder mal… Eine andere Klinik.

Mittlerweile fühle ich mich so als könnte ich nebenbei einen Klinikführer schreiben.

Leipzig, Gera, München, Münster… Ein bunter Durchschnitt durch Deutschlands Kliniklandschaft…

Scharf bin ich darauf freilich nicht. Weder darauf den Ratgeber zu schreiben, noch darauf überhaupt wieder eine Klinik von innen zu sehen.

Die einzigen kompetenten Ärzte die ich bisher in Kliniken kennengelernt habe waren Chirurgen, und die wollen einem immer was wegschnibbeln. Nur… Viel wegzuschnibbeln ist bei mir langsam nicht mehr.

Das heißt die nächste Klinik verlasse ich vielleicht mit einem künstlichen Darmausgang, in einem der besseren Fälle.

Die schlechteren Fälle möchte ich mir gar nicht ausmalen.

Ich muss mir Ruhe gönnen. Auf allen Ebenen. Besser gesagt, ich muss mir die Ruhe nehmen. Mir eingestehen dass es absolut notwendig ist.

Oft habe ich ein schlechtes Gewissen weil ich „faul“ rumliege. Etwas länger im Bett liegen bleibe.

Es ist so tief in mir verankert, dieses „ich muss etwas schaffen“, „ich muss etwas tun“ „ich muss etwas erledigen“ um jemand zu sein. Um anerkannt zu werden. Um meinen Platz in der Gesellschaft zu haben.

Wenn ich nur faul rumliege ist das nicht gut, verantwortungslos.

Solche kranken Glaubenssätze haben immer noch einen starken Einfluss auf mich.

Die Hoffnung stirbt zuletzt…

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