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Chemotagebuch – Tag 267 – 30.01.2017

Chemo Runde 3.

Wie es mir direkt nach der Chemo geht kann ich nur schwer beschreiben. Es ist nicht so, dass ich konkrete Beschwerden hätte… Es handelt sich eher um unterschwellige Empfindungen. In der Gesamtheit abgeschlagen, matt, ausgelaugt… Aber gleichzeitig auch irgendwie „hibbelig“, voller Tatendrang und Erklärungslust.

Die Übelkeit kommt meist erst ein Tag später und hält unterschiedlich lange an.

Andere Nebenwirkungen sind derzeit nicht akut.

Akut war es hingegen am Wochenende. Da hatten wir dezente Havariestimmung hier bei uns.

Plötzlich und ohne Voranmeldung saß der Port zu.

Das heißt es gelangte weder meine Flüssignahrung, noch mein Schmerzmittel in meine Vene.

Blöd.

Und das ganze natürlich (wie sollte es auch anders sein?!?) zum Freitag Abend wo diverse Ansprechpartner für solche Notfälle naturgemäß noch besser zur erreichen sind.

Was also tun?

Palliativnetz angerufen, die schicken nen Arzt raus. Der versucht den Port durchzuspülen, ohne Erfolg. Nadel gewechselt. Ohne Erfolg. Im Krankenhaus angerufen, nochmal Nadel gewechselt. Ohne Erfolg.

Ungünstig. Vor meinem inneren Auge lief schon alles weitere ab… Der Port kann nicht mehr frei gemacht werden und muss neu gesetzt werden. Klasse!

Schlussendlich hat uns der Arzt ein paar mg Morphin in Spritzen dagelassen, wobei ich mir zu dem Zeitpunkt noch keine Sorgen gemacht hatte was Schmerzen betrifft.

Die Schmerzen sollten dann auch nicht das Problem werden.

Irgendwann, so gegen 3 oder 4 Uhr Nachts wache ich dann auf und darf am eigenen Leibe erfahren was Entzugserscheinungen bei Opium-Abhängigkeit bedeuten.

Holla die Waldfee, lustig geht auf jeden Fall irgendwie anders!

Zum Glück hatten wir die Spritzen da. 15 Minuten nach Injektion war ich wieder im Land der Träume.

Die Odyssee endete damit, dass wir den Samstag Vormittag im Krankenhaus verbrachten wo ich noch 2 mal sinnloser Weise angestochen wurde (2 mal Portnadel neu gestochen).

Retterin in der Not war die diensthabende Oberärztin die auf die clevere Idee kam zum durchspülen eine möglichst kleine Spritze zu benutzen um einen möglichst hohen Druck aufzubauen.

Das war es dann auch, sie hatte den Port mit einer kleinen Spritze frei bekommen.

Insgesamt ne super Aktion, allerdings nicht völlig sinnlos denn ich habe etwas gelernt dabei. Insofern für mich durchaus zu verkraften.

Parallel zur Chemo nehme ich ja noch ein Mistelpräparat, das soll die Nebenwirkungen der Chemo erträglicher machen.

Zusätzlich werde ich ab kommender Woche beginnen meinen Vitamin D3-Speicher zu füllen.

Laut Blutanalyse habe ich einen unterirdischen Wert von 12 ng/ml. Selbst nach schulmedizinischen Referenzwerten ist das ein klarer Mangel.

Ich bin gespannt ob das eine spürbare Verbesserung meines Wohlbefindens mit sich bringt. Meine Erwartungen sind hoch, nach dem was ich im Netz so gelesen habe.

Aber auch ohne das Vitamin D geht es mir die Tage schon wieder etwas besser. Am Sonntag hat es sogar für einen Familienausflug ins Museum gereicht. Okay, nach einer Stunde war mein Akku alle, aber immerhin. Für mich ist das ein guter Fortschritt nach den letzten schrecklichen Wochen und Monaten.

„Wir werden sehen“ sprach der Blinde zum Tauben und putzte sein Fernglas.