Ich befinde mich mal wieder in der Klinik. Mein Zeitgefühl hat mich zwar zwischenzeitlich komplett verlassen, aber über eine Woche bin ich sicher schon hier…
Ich hatte einen üblen Zusammenbruch. Kreislauf schwach, plötzlicher Schweißausbruch, gefühlte Liter, kalter Schweiß… Zittern am ganzen Körper…. Kälte… Kurzer, schneller Atem…
Ich dachte: „Jetzt ist es soweit. Ich will nicht sterben. Ich will noch nicht sterben!“
Als der Notarzt eintraf hatte meine Frau mich mit konzentriertem Atmen schon wieder etwas beruhigt. Im Krankenhaus konnte ich dann noch weiter stabilisiert werden.
Nach wenigen Tagen im Krankenhaus der nächste Zusammenbruch. Obwohl in „geschützter Umgebung“ (Palliativstation) geschehen, ganz üble Szenen die sich da eingebrannt haben.
Und wieder habe ich gedacht: „Jetzt ist es soweit. Ich will noch nicht sterben!“
Ich lebe noch. Mein Zustand hat sich in den letzten Tagen soweit stabilisiert. Dennoch bleibt die Angst vor einem weiteren Zusammenbruch.
Es kann jederzeit soweit sein, und es kann auch jederzeit der letzte Shock sein den ich verkrafte…
Auch wenn mein Zustand derzeit stabil ist, gibt es keinen Grund zum jubeln.
Der Tumor ist in den 12-Finger-Darm hinein gewachsen. Auch die Bauchspeicheldrüse ist nicht mehr in Sicherheit.
Es blutet diffus in meinen Magen. Die Blutung kann nicht dauerhaft gestoppt werden.
Früher oder später kommt es erneut zu einem Shock (Kreislaufzusammenbruch).
Wir haben uns in dieser Woche 2 Hospize angesehen, heute vormittag erst waren wir in Handorf.
Ist natürlich ein seltsames Gefühl zu wissen, dass man nicht mehr nach Hause zurück kehrt. Zu wissen, dass das Hospiz nun mein neues Zuhause ist…
Aber so richtig ist diese Wahrheit bei mir noch nicht angekommen, das wird wohl auch noch ein bisschen dauern. Das sind einfach die Umstände. Viel zu heftig, als das man das irgendwie auch nur annähernd in Worte fassen könnte.
Die letzten Tage waren für alle Beteiligten der Wahnsinn. Und zwar im Positiven als auch im Negativen.
Es kann jederzeit wieder soweit sein… Ausgang ungewiss… Wie geht man damit um? Wie gehe ich damit um? Wie soll meine Frau damit umgehen?
Eine Patentantwort gibt es sicherlich nicht. Ich sehe nun jeden Tag für sich. Tag für Tag.
Nun heißt es auf einen Hospizplatz warten…
Tja, und dann…?!? Irgendwie das Beste draus machen, so abgedroschen es klingt. Kopf heben, Dreck abklopfen, weiter laufen…
Sich einerseits mit dem nahen Tod anzufreunden und andererseits sich ein Fünkchen Hoffnung zu bewahren, das ist jetzt die Prämisse.
ach Patrick, was soll ich sagen!? Es macht mich traurig, dass du grad so unten durch musst! Was wünschst du dir? Du hast so gekämpft und ich bewunderte immer wieder deinen Optimismus und dein Humor. Unf ich verstehe dich, wenn du müde bist. Du wirst die richtige Entscheidung treffen. Von ganzem Herzen, nur das Allerbeste für dich!!! Meine Gedanken sind bei dir und deinen Lieben!
Cordula
Hallo Cordula.
Es ist okay wenn Du nichts zu sagen weißt. Diese Situation gehört wohl zu den Extremen für die es keine Pauschalfloskel zu geben scheint.
Für mich, wie auch für alle „Beteiligten“ („Außenstehende“) heißt es nun das Beste draus zu machen.
Das bedeutet jedoch nicht, dass ich der Trauer aus dem Weg gehe. Dies sollte auch sonst niemand tun!!! Wenn Trauer sich zeigen möchte, sollte diese angenommen werden. Auch Weinen ist hier erlaubt…
Doch wenn die Trauer wirklich angenommen wird, wenn sie gelebt wird (durch Tränen mit Leben gefüllt wird), dann löst sie sich auf. Dann macht sie Platz für die vielen anderen Emotionen die ebenfalls noch gesehen werden wollen.
„Das Beste draus zu machen“ heißt also auch, nicht Trübsal zu blasen. Es heißt schlicht und ergreifend nur, im HIER und JETZT zu sein, noch bewusster und konzentrierter als vorher schon. Es bedeutet das Leben zu leben.
Ich danke Dir herzlich für die guten Energien und Besserungswünsche 🙂