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Chemotagebuch – Tag 16 – 07.06.2016

Nun sitze ich also das 2. Mal hier in der Praxis um mich vergiften zu lassen.

„Einmal tief einatmen bitte!“ *pieks*

Es ist und bleibt ein unangenehmes Gefühl gestochen zu werden. Ob nun von einer Biene/Mücke/Wespe/etc. oder von einer Nadel spielt dabei keine Rolle.

Man sagt zwar man gewöhnt sich an alles… Ob ich mich je daran gewöhnen werde? Ob ich das jemals will? Also, mich daran gewöhnen…

Nach ein paar Minuten merkt man von der Nadel die in den Port gesteckt wurde fast nichts mehr.

Das ist auch gut so, denn die Nadel bleibt da ja 3 Tage drin. 3 Tage in denen ich nicht duschen darf… Und das bei den Temperaturen… Naja, erstunken ist bis jetzt ja glaub ich noch niemand…

Übrigens bin ich gerade sehr glücklich irgendwie. Das ist verrückt, weil ich ja „totsterbenskrank“ bin und man könnte erwarten, dass mich das deprimiert oder so…

Nein, dem ist nicht so. Im Großen und Ganzen bin ich im Moment echt sehr sehr glücklich.

Das liegt zum einen natürlich an meiner wundervollen Familie, aber nicht zuletzt auch an meiner Art und Weise das Leben wahr zu nehmen.

Weiß nicht wie ich es besser mit Worten fassen kann.

.oO( Worte sind Hülsen für was, was nicht in Hülsen passt… )

Es gibt ja diesen Spruch „Lebe Dein Leben so als könnte jeder Moment Dein letzter sein“

Okay, klingt für manche nach Intensivstation 😀

Für mich jedoch nicht. Zwar lebe ich jetzt nicht so als könnte ich jeden Moment sterben, ich bin schon zuversichtlich dass ich den Tumor fertig mache, aber irgendwie lebe ich mein Leben intensiver, bewusster.

Aber  nicht nur das, ich lebe auch immer mehr „mein“ eigenes Leben. Ich besinne mich auf meine Wünsche und Bedürfnisse. Vielleicht nimmt dies im Moment hier und da etwas extreme Formen an, das kann ich selbst nur schwer beurteilen… Möglicherweise muss ich da noch einen gesunden Mittelweg finde, mal schauen. Ein Mittelweg zwischen Egoschiene und Weltenretter…

Ergibt das für Dich Sinn?!? 🙂